Pressemitteilung 18.08.2022

Mit Shair könnte schon seit 3 Jahren klimafreundlicher geflogen werden

Aber Luftfahrtbranche und Bundesregierung entschieden über das finale Aus 


Wiesbaden, 18.08.2022 Das Start-up Shair steht für share an aircraft. Der Clou: zwei oder mehr konkurrierende Airlines teilen sich ein Flugzeug. Dabei wird weniger Kerosin benötigt, die Reisenden und damit auch ihr Flug haben einen kleineren CO₂-Footprint und Fliegen ohne Umsteigen wird bequemer und schneller.

Ein Kompliment geht dabei an das Team des Berliner Flughafens, wo es in der Hauptreisezeit zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten mit langen Wartezeiten, verlorenem Gepäck etc. kam. Zum Problem wird es für die Berliner*innen vor allem dann, wenn sie zum Beispiel in Frankfurt, Brüssel oder London umsteigen müssen. Shairs „Meisterstück“ ist dabei das Konzept für den BER. Die Lösung wäre demnach mehr Direktflüge anstelle von Umsteigeverbindungen. Und mit geringem Aufwand ließen sich auch existierende Flüge optimieren. Dadurch könnte Shair schnelle ökologische Erfolge erzielen.


Mit dem „Meisterstück“ wird gleichzeitig das Ende „amtlich“

Die mehrfache Anfrage um Unterstützung des Berlin-Konzepts durch das Bundeswirtschaftsministerium blieb ohne eine Reaktion. Selbst ein Vorschlag zu schnell umsetzbaren Verbesserungen bei bestehenden Flügen blieb ohne ein Feedback und damit auch ohne politische Unterstützung.
 
Damit ist es „amtlich“: Es gibt kein grüneres Fliegen mit Shair. Das „Berufsverbot“ und die finale „amtliche Enteignung“ der Marke Shair durch die deutsche Bundesregierung zugunsten der Luftfahrtindustrie greifen. Und über den bayerischen Lobbyverein Bauhaus Luftfahrt hat die Politik die Markenrechte eines deutschen Start-ups ins Ausland an Airbus (Niederlande) und Swiss Airlines (Schweiz) „weitergegeben“. Grund war vermutlich eine Kooperation zwischen Politik und Luftfahrtindustrie. Die „Enteignung“ erfolgte 2019 durch die Große Koalition und das BER-Konzept war jetzt ein entscheidender Versuch, diesem Schicksal doch noch zu entgehen. Aber auch die grün dominierte Ampel steht voll und ganz hinter dieser Entscheidung.


Zum Standort Deutschland

Was sagt ein solches Vorgehen politisch über den Standort Deutschland aus?

  • Verlust der Glaubwürdigkeit deutscher Klimapolitik, u.a. bei internationalen Verpflichtungen oder in Klimakonferenzen wie z.B. COP. Unterlassener Klimaschutz ist gleichzeitig auch eine Verletzung der Menschenrechte.
  • Eine unglaubwürdige, destruktive Start-up-Politik; ausgerechnet die/der Start-up-Beauftragte der Bundesregierung führt die „Enteignung“ des Start-ups durch.
  • Verlust der deutschen Wettbewerbsfähigkeit beim Export deutscher Klima-Innovationen. Es darf anscheinend nur noch erforscht werden, was klimapolitisch genehm ist.
  • Demokratieversagen in Sachen Klimaschutz. Weder Bundestagsabgeordnet*innen noch Anwält*innen wollten in Folge sich des Problems annehmen.




Benchmark mit China, Frankreich und den USA

Das sicherlich subjektive Benchmark mit den Ländern im Berlin-Konzept lässt Deutschland ebenfalls unvorteilhaft aussehen:
 

  • Über eine britisch-chinesische Networking-Agentur in London hatte Shair 2021 eine gute Zusammenarbeit mit China. Die vielen wirtschaftsstarken Agglomerationsräume, das größte Highspeed-Railway-Network der Welt und ein innovatives Umfeld waren gute Voraussetzungen klimatechnisch etwas zu bewegen. Die Kooperation ruht, weil Shair keine Referenzen in Deutschland vorweisen konnte; so viel zum „Export-Weltmeister Deutschland“.


  • In Frankreich war eine Voraussetzung für die Coronahilfen des Staates, dass Air France innerfranzösische Flüge zugunsten von Zügen aufgibt. Spannend ist aber auch ein US-/französisches Joint Venture (ALSTOM/TGV und die US-Niederlassung von Bombardier) für neue und schnellere Züge auf der US-East-Coast-Strecke zwischen Boston und Washington DC.


  • Shairs erste Patentanmeldung in Deutschland wurde zurückgewiesen. Inhaltlich nahezu deckungsgleich wurde dieses Patent in den USA genehmigt. Bei den meisten Patentämtern weltweit, so auch in Deutschland, gibt es einen Bearbeitungsrückstau von Jahren. In den USA haben Umwelt- und Energiespar-Patente eine hohe Bearbeitungspriorität von nur wenigen Wochen.



Zur Person

„Ich bin froh darüber, dass Lufthansa als mein ehemaliger Arbeitgeber nicht direkt an dieser unseligen Konfrontation gegen uns beteiligt ist“, so der Mitgründer von Shair. Es stellt sich die Frage, wie Swiss Airlines Teil der Allianz zwischen Airbus und dem Bauhaus Luftfahrt wurde.
 
Schon seit mehr als 40 Jahren ist Wolfgang Hildebrand nebenberuflich als Kirchenmusiker bei der evangelischen Kirche im Raum Wiesbaden tätig. Unter Einbeziehung der Impulse aus den dortigen Diskussionen um das Nachtflugverbot, veröffentlichte er 2013 ein Buch mit dem Titel „Ready for Noise-Off“. Der Vorschlag ging in Richtung weniger Flügen bei gleicher Produktionsleistung. Und es kam wie beschrieben: Der Markt hat es „gerichtet“. Zwischen 2014 und 2019 lag beim Flughafen Frankfurt das Wachstum der Flugbewegungen mit +3 % deutlich unter dem des Passagierwachstums von +18 % (Quelle: Fraport).


Notwendigkeit einer Aufarbeitung

Es sollte untersucht werden, warum, wie und durch wen so etwas geschehen konnte. Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um Ähnliches in Zukunft zu verhindern? Möglicherweise müssen auch die Rahmenbedingungen geändert werden. Das macht sich fest an einer Analyse der Beziehungen zwischen den Beteiligten – Politik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Bauhaus Luftfahrt, Airbus, Swiss Airlines, den beteiligten Hochschulen und weiteren.

Da sich niemand im Bundestag des Problems annahm, sollte man über die Einrichtung einer schnell eingreifenden Ombudsstelle auf europäischer oder sogar globaler Ebene nachdenken.